Realisierung
Die Spezifikation einer iTV-Applikation ähnelt in vielen Punkten der Spezifikation von anderen Software-Projekten mit grafischer Oberfläche. Aus meiner Erfahrung haben sich folgende Methoden bewährt:
Zustandsübergangsdiagramm: Dieses sollte für die Illustrierung des Dialogablaufs verwendet werden. Jeder Teil eines Dialogs wird durch einen Zustand mit zugehörigen Aktionen beschrieben.
- entry-actions: Aktionen beim Betreten des Zustands (z.B. Skalierung des TV-Bilds oder der Download aktueller Daten)
- exit-actions: Aktionen beim Verlassen des Zustands (z.B. lokales Abspeichern von personalisierten Daten oder das Entfernen von grafischen Elementen)
- throughout-actions: im Zustand permanent ablaufende Aktionen (z.B. das regelmäßige Überprüfen von Daten im Rundfunkkanal oder das endlose Abspielen einer Animation)
- do-actions: einmalig auszuführende Aktionen (z.B. das Durchführen einer komplexen Datenbankabfrage oder das Abspielen eines Videos)
Insbesondere folgende Ereignisse können einen Zustandsübergang bewirken:
- eine Aktion des Benutzers (z.B. Tastendruck auf der Fernbedienung)
- der Abschluss einer do-action
- ein Zeitereignis (z.B. eine bestimmte Uhrzeit oder ein abgelaufenes Zeitintervall)
- neue Daten (z.B. ein Synchronisationspunkt oder eine Aktualisierung von Metadaten)
Sequenzdiagramm: Mit diesem können kleinere Prozesse in ihrem technischen oder inhaltlichen Ablauf grafisch beschrieben werden. Beispiele sind Pop-up Dialoge, Nutzerregistrierungen oder Bestellvorgänge.
Datenflussdiagramm: Dieses beschreibt global die Speicherung, Übertragung und Umwandlung von Daten. Es kann unter Umständen bei komplexerem System- oder Prozessdesign eingesetzt werden.
Backus-Naur-Form: Mit dieser können die dynamischen Daten einer Applikation eindeutig formal beschrieben werden. Als Beispiele seien TV-Programmdaten, Sportergebnisse oder Benutzerprofile genannt.
Pseudo-Code: Mit diesem können Algorithmen (z.B. Berechnungen, Entscheidungsbäume oder Prozessabläufe) sehr nahe an der späteren Programmierung beschrieben werden. Ein Beispiel ist die Beschreibung einer Runde in einem Spiel.
Scribble/Skizze: Mit diesem können einzelne Screens beschrieben werden bevor das eigentliche grafische Design vorliegt. Ein Scribble beinhaltet z.B. Folgendes:
- statische Elemente (Texte, Bilder, Videoplatzhalter)
- dynamische Elemente (Listen, Buttons, Pop-ups)
- Navigationshinweise
- Fokus
- ergänzende Beschreibung von dynamischen Vorgängen (z.B. Reaktionen auf Tastendrücke oder Warnmeldungen)
Harald Molina-Tillmann
Einführung in das interaktive Fernsehen
5. Spezifikationsmeth.
5. Spezifikationsmethoden